„Ein heißes Training für den Ernstfall!“
Praxisnahe Ausbildung für 64 Atemschutzgeräteträger im Brandcontainer
Dingolfing/Loiching. (ko) Temperaturen von mehreren 100 Grad im Brandraum, dichter, beißender Rauch und knisternde Flammen bei einem simulierten Zimmerbrand: 64 Atemschutzgeräteträger (AGT) aus den knapp drei Dutzend Landkreisfeuerwehren, die mit Atemschutz ausgestattet sind, absolvieren im Laufe dieser Woche eine im wahrsten Wortsinne „heiße“ Ausbildung. Diese findet in einem holzbefeuerten Brandübungscontainer am Bauhof der Gemeinde Loiching statt.
Weiterlesen
Den teilnehmenden Feuerwehrmännern wurde dabei einiges abverlangt, denn mit dem Brandübungscontainer kann eine realitätsnahe Brandbekämpfung unter umluftunabhängigem Atemschutz geübt werden. Durch die Verwendung von Holz entsteht die für einen Zimmerbrand typische Hitze- und Rauchentwicklung. Die Trainingseinheiten vermitteln unter anderem, wie Brandverläufe erkannt und Gefahrensituationen richtig eingeschätzt werden können.
Ein simulierter Zimmerbrand
Dichter Rauch stieg in den vergangenen Tagen immer wieder beim Kronwiedener Bauhofgelände auf. Ursache dafür war eine Realbrandausbildung im holzbefeuerten Brandübungscontainer des Landesfeuerwehrverbandes (LFV). An insgesamt fünf Tagen konnten 64 Atemschutzgeräteträger aus den 35 Feuerwehren des Landkreises, die mit Atemschutzgeräten ausgestattet sind, eine realitätsnahe Ausbildung zum Thema „Brandbekämpfung im Innenangriff“ genießen.
Dichter Rauch quillt aus dem Brandübungscontainer.
Flashover und Backdraft in Theorie und Praxis
Einleitend gab es eine theoretische Einweisung in den Räumen der benachbarten Grundschule. Hierbei ging es unter anderem um den Übungsablauf und um die Voraussetzungen für einen Brand. Vertieft wurden vor allem der so genannte Flashover (Feuersprung), der schlagartige Übergang eines Schadenfeuers (zum Beispiel bei einem Zimmerbrand) von der Entstehungsphase hin zur Vollbrandphase, und der Backdraft (Rückzündung), das explosionsartige Sich-Entzünden von Rauchgasen. Weitere Themen waren die persönliche Schutzausrüstung, die Mittel zur Brandbekämpfung, die verschiedenen Löscharten und das situationsgerechte Verhalten.
Die erste Gruppe der AGT bereitet sich unter Anleitung ihres Ausbilders Dominik Blümlein (rechts) auf den Einsatz im Brandcontainer vor.
In den fünf Tagen haben 64 Atemschutzgeräteträger in acht Durchgängen mit jeweils acht Mann die Möglichkeit, sich für einen Innenangriff im Brandfall vorzubereiten. Ein Ziel der Ausbildung ist es, den Geräteträgern den Brandverlauf eines Zimmerbrandes praxisnah zu demonstrieren und hierbei gefährliche Phänomene, wie etwa den Flashover, kennenzulernen und sich davor zu schützen. Dazu wurde der Brandraum im Übungscontainer mit speziellen Spanplatten ausgekleidet, die beim Abbrand keinerlei schädliche Stoffe freisetzen. Anschließend wurde ein Initialfeuer entzündet, so dass die Wehrmänner die Brandverlaufsphasen bis hin zur Durchzündung der Rauchgase im Brandrauch live beobachten konnten. Bei Temperaturen von bis zu 800 °C im Brandraum konnte jeder Teilnehmer anhand der Rauchentwicklung die Anzeichen eines Flashovers rechtzeitig erkennen. Lehrreich für die Übenden war die Erfahrung im Umgang mit dem entstehenden Wasserdampf beim Versuch der Rauchgaskühlung mit einem Hohlstrahlrohr. Immerhin entstehen beim Verbrauch von nur einem Liter Wasser rund 1.700 Liter heißer Wasserdampf, ein potenzierter Saunaeffekt also.
Die Atemschutzgeräteträger können die Entwicklung eines Zimmerbrandes zum Vollbrand aus nächster Nähe miterleben.
Rund 800 Atemschutzgeräteträger im Landkreis
Im Landkreis Dingolfing-Landau gibt es derzeit rund 800 Atemschutzgeräteträger, verteilt auf insgesamt 35 Wehren. Ihre Ausbildung obliegt dem Kreisbrandmeister Atemschutz Johann Kulzer. Aufbauend auf der Basisausbildung gilt es, das Erlernte jährlich zu vertiefen, wofür der Brandübungscontainer des Landesfeuerwehrverbandes ein ausgezeichnetes Medium darstellt. Dieses Projekt wird vom LFV Bayern organisatorisch begleitet und vom Innenministerium unterstützt. Die Ausbildung in Loiching wird von zwei erfahrenen Männern der Firma Dräger Safety AG&CoKG durchgeführt. Für die ersten Tage der Ausbildung war dies Dominik Blümlein von der Werkfeuerwehr ZF aus Schweinfurt. Auch wenn den Worten von KBM Kulzer zufolge der Anteil der Brandeinsätze am Einsatzaufkommen der Feuerwehren rückläufig ist, sind derartige persönliche Übungserfahrungen außerordentlich wichtig, um Fehlentscheidungen im Ernstfall und damit lebensgefährliche Situationen vermeiden zu helfen.
Dies unterstrichen auch die beim ersten praktischen Übungsteil anwesenden Gäste, namentlich Landrat Werner Bumeder als der Dienstherr der Landkreisfeuerwehren und Bürgermeister Günter Schuster. Von Feuerwehrseite nahmen Kreisbrandrat Josef Kramhöller, die beiden Kreisbrandinspektoren Dionys Härtl und Hans Maier und der KBM-Atemschutz Hans Kulzer teil. Von der örtlichen Feuerwehr, die mit den organisatorischen Aufgaben betraut war, waren die beiden Kommandanten Marco Heine und Christian Straubinger sowie der Atemschutzbeauftragte Christian Schwimmbeck vor Ort.
Auch das fachgerechte Ablegen der Schutzkleidung und der Pressluftatmer wurde geübt.
Bedeutung praxisnaher Ausbildung
Einleitend unterstrich Landrat Bumeder die Wichtigkeit einer praxisnahen Ausbildung und erinnerte dabei an den Schwelbrand vor einigen Tagen im Krankenhaus. An die Feuerwehrmänner vor Ort gerichtet meinte Bumeder: „Ich danke Ihnen für all das, was Sie im Feuerwehrdienst auf sich nehmen und dafür, dass Sie für die Feuerwehren und damit für Ihre Mitmenschen da sind!“ Angesichts der rund 800 Atemschutzgeräteträger im Landkreis betonte auch KBR Josef Kramhöller die Bedeutung des Brandübungscontainers und die damit mögliche praxisnahe Ausbildung. Bürgermeister Günter Schuster ist nach eigenem Bekunden stolz auf die Standortwahl für den Brandübungscontainer, der erstmals in der Gemeinde zu stehen kam. Gerne habe man Bauhofgelände und Schule zur Verfügung gestellt. Seinen Dank für den ehrenamtlichen Dienst verband Schuster wie schon sein Vorredner Kramhöller mit dem Wunsch auf eine unfallfreie Ausbildung. Der KBM Atemschutz Hans Kulzer bedankte sich beim Kreisfeuerwehrverband mit KBR Kramhöller, bei den Ausbildern sowie bei der Gemeinde und der Ortswehr für die jederzeitige Unterstützung.
KBR Josef Kramhöller (Bildmitte) unterstrich die Bedeutung einer praxisnahen Ausbildung für Atemschutzgeräteträger.
Weitere Bilder des Brandübungscontainers: